Vereinsgeschichte

Vom

Turnverein „Gut Heil“ Wallhausen

zum

SV Wacker Wallhausen e.V.

 

 

Die Wurzeln der Entwicklung des Wallhäuser Sports haben ihren Ursprung in der Entstehung der Turnvereine im 19. Jahrhundert.

 

Mit der Auflösung der „Turnsperre“ (von 1820 bis 1842) durch den „Schulturnerlass“ von 1842 des preußischen Kultusministeriums wurde die formale Grundlage zur Einführung des Schulturnens an höheren preußischen Schulen geschaffen. Demzufolge sollten Turnvereine fortan die Leibesertüchtigung der Volksschuljugend übernehmen. Der Anstoß zur Gründung der ersten Männerturnvereine war gegeben. Die Förderung des Turnens von Mädchen und Frauen erfolgte zeitlich verzögert.

 

Maßgeblich war hierfür die Anordnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. vom 06.06.1842, die aussagte, dass die Leibesübungen als ein notwendiger und unentbehrlicher Bestandteil der männlichen Erziehung förmlich anerkannt und in den Kreis der Volkserziehungsmittel aufgenommen werden.

 

Diesem Ruf folgten im Jahr 1873 auch Wallhäuser sportbegeisterte Einwohner und gründeten den Turnverein „Gut Heil“ Wallhausen. Davon zeugt die noch recht gut erhaltene Original Stiftungsfahne von 1874 (von der Familie Koch aus dem Nachlass von Otto Koch im April 1994 an den SV Wacker Wallhausen e.V. übergeben) und die 1898 von den Jungfrauen anlässlich des 25-jährigen Stiftungsfestes überreichten Ehrenschleifen.

 

1874 zählte der Verein bereits 67 Mitglieder. Ab 1880 gehörte der Turnverein dem Nordthüringer Gau an, der zahlreiche Gau-Feste und Vorturnerstunden organisierte. Ein „Tagebuch für Turnvereine“, das von 1882 bis 1927 geführt wurde, zeugt von diesen sportlichen Aktivitäten. Turnfeste in Wallhausen, aber auch in weiterer und näherer Umgebung, vor allem das Bezirksturnfest von 1913, welches in Verbindung mit dem 40-jährigen Bestehen des Vereins in Wallhausen gefeiert wurde, macht die Attraktivität des Sports zur damaligen Zeit deutlich. Es nahmen 16 Vereine mit ca. 300 Turnern teil.

 

Zu den aktiven Turnern kamen im Jahr 1904 der Stemm-Club, 1912 der Fußball-Club „Schwarz-Weiß“ sowie der Schießverein und 1914 der Radfahrverein dazu.

 

Nach dem 1. Weltkrieg wurde ein separater Arbeiterturnverein gegründet, in dem sich der Burschenverein „Germania“ etablierte. Dieser hatte 1931 50 Mitglieder.

 

In den 30-iger Jahren knüpfte der Faschismus an die reaktionären Tendenzen an und begann mit der Militarisierung des Sports. Am 05.03.1937 wurde die Abschaffung alter Verbandsabzeichen bekanntgegeben. Arbeitersportvereine wurden allerorts verboten. 1935 gab es zwei separate Schützenvereine, die jedes Jahr ein gemeinsames Schützenfest feierten.

 

Nach 1945, trotz Hunger, Mangel an Sportgeräten und Sportbekleidung, fanden sich auch in Wallhausen sportfreudige Einwohner zusammen und begannen, die Sportbewegung neu aufzubauen. Unter der Leitung von Otto Voigt, Gerhard Schattenberg und Rudi Barnsdorf wurde begonnen, wieder Sport zu treiben. Das geschah in einer Sportvereinigung (SV Wallhausen) bis 1948.

 

Am 04.10.1948 wurde die BSG „Chemie“ Wallhausen gegründet. Maßgebend daran beteiligt waren Georg Gruner, Otto Becker, Herrmann Peukert, Otto Voigt, Emil Werther, Willi Wagner, Alfons Hüttl und die Gebrüder Wenzel.

 

Es galt damals zusammen mit den Betrieben, den Sport so zu entwickeln, dass er der Gesunderhaltung des Körpers und der Leistungssteigerung im Beruf dient und damit Freude, Frohsinn und Entspannung von der täglichen Arbeit schafft. Verbindlicher Sportgruß war „Sport frei“.

 

Die BSG hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 90 Mitglieder. Trägerbetrieb der BSG war der VEB Sanitäre Hartsteingutfabrik in Wallhausen. In den 50-iger Jahren bestanden die Sparten Turnen, Handball, Frauenhandball, Fußball, Schach und Tischtennis.

 

In dieser Zeit wurde in der BSG viel erreicht:

  • Patenschaftsverträge zwischen Polytechnischen Oberschulen (POS), Trägerbetrieben und BSG wurden abgeschlossen und die Zusammenarbeit intensiv gepflegt.

  • 1953 begann der Bau der Kegelbahn, in der der Spielbetrieb 1957 aufgenommen werden konnte.

  • 1954 entstand das Sportlerheim auf dem „Ziegelrasen“, einschließlich Flutlichtanlage.

  • 1958 konnte aus Finanzüberschüssen des Heimatfestes die Tanzdiele und der Musikpavillion erreichtet werden.

  • 1959 wurde innerhalb der BSG die Sektion Ringen gegründet.

 

In den 60-iger und 70-iger Jahren wurden zahlreiche sportliche Erfolge, vor allem in den Sektionen Ringen, Fußball und Kegeln erzielt. Die verschiedensten Auszeichnungen und Ehrungen wurden namhaften BSG-Mitgliedern zuteil.

 

Gleichzeitig ist die Sportgemeinschaft eine der aktiven Gruppen neben der Freiwilligen Feuerwehr Wallhausen, die das gesellschaftliche Leben im Ort bestimmen. 1974 wechselt die TSG Hohlstedt zur BSG. Leider sind hierzu keine Mitgliederzahlen bekannt.

 

Seit 1980 führte die BSG als Ersatz für das ehemalige Himmelfahrtsfest der Freiwilligen Feuerwehr Wallhausen ein „Kirschblütenfest“ unterhalb des „Kaisers“ (ansteigender Bergrücken im Norden von Wallhausen) durch. 1983 musste das Fest in „Bergwanderung“ umbenannt werden, um den sportlichen Charakter dieses Treffens hervorzuheben. Organisiert und durchgeführt wurde es jährlich im Mai durch die Sektionen Kegeln und Gymnastik.

 

Neben der BSG „Chemie“ Wallhausen existierten in den 80-iger Jahren im Ort in dem VEB Letex eine Betriebsgruppe des DAV, eine Ortsgruppe der Sektion Dienst- und Gebrauchshunde, eine GST-Schießsportgemeinschaft und eine Schulsportgemeinschaft der damaligen POS Wallhausen. In Trägerschaft der LPG (T) gab es bis 1990 auch eine Sektion Pferdesport.

 

1981 wurde an der Straße (Schloßgasse/Badertor) in Richtung Brücken nach 3-jähriger Bauzeit der neue Sportplatz übergeben.

 

1983 erhielt die POS Wallhausen einen Turnhallenneubau mit 289 m² Sportfläche, die auch von verschiedenen Sektionen der BSG genutzt wurde. Zahlreiche Urkunden, Pokale und Wettbewerbsplatzierungen waren das Ergebnis sozialistischer Arbeit.

 

Mit der deutschen Wiedervereinigung musste auch das sportliche Vereinsleben neu organisiert und den rechtlichen Bedingungen angepasst werden. Im Zuge der Neugründung des „Sportvereins Wacker Wallhausen e.V.“ wurden am 05.07.1990 die Sektionen Fußball, Kegeln, Tischtennis, Ringen, Gymnastik und Volleyball mit ca. 300 Mitgliedern übernommen. Beim Amtsgericht Sangerhausen ist der Verein unter der laufenden Nummer 108 des Vereinsregisters geführt.

 

Das 1954 entstandene Sportlerheim auf dem „Ziegelrasen“ und die 1957 in Spielbetrieb genommenen Kegelbahn erwiesen sich mit der Zeit jedoch als völlig veraltet und ungeeignet, um ordentliche Trainings- und Wettkampfbedingungen zu gewährleisten.

 

Um diese Situation zu verbessern wurde ein Genehmigungsverfahren mit dem Ziel des Baus eines neuen Sportlerheims auf dem Gelände an der Straße (Schloßgasse/Badertor) in Richtung Brücken angestoßen. Der Grundstein für den Neubau des Sportlerheims inklusive einer 4‑Bahnen-DKBC-Kegelbahn und 2 Bowlingbahnen wurde im Oktober 1998 gelegt. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme erfolgt im November 2000. Das dies alles ohne größere Probleme erfolgen konnte, ist vor allem dem Engagemant von Reinhard Breitenbach zu verdanken.

 

Ebenfalls konnten die sportlichen Bedingungen mit der im Jahr 2006 neu gebauten Sporthalle „Unter dem Rasenweg“ nochmals gesteigert werden. Leider löste sich im gleichen Jahr die Sportabteilung Volleyball aufgrund fehlender Mitglieder/Spieler auf. 

 

Am 01.12.2014 hat der Sportverein den Sprung in das World-Wide-Web geschafft und kann nunmehr die sportlichen Leistungen und Möglichkeiten aus dem Vereinsleben mittels einer eigenen Homepage jedermann zugänglich machen. Parallel dazu wird ein Facebook-Account geführt.

 

Im Mai 2015 konnte die neue Sportabteilung Dart etabliert werden. 8 sportbegeisterte Einwohner aus Wallhausen sowie den umliegenden Gemeinden trafen sich seit geraumer Zeit zum hobbymäßigen Automaten-Dart (E-Dart) spielen in der örtlichen Sportgaststätte. Aus diesem regelmäßigen Zusammenkommen hat sich nach kurzer Zeit das große Interesse zur Gründung einer neuen Sportabteilung innerhalb des Vereins entwickelt. Anstoß gab hierzu Maik Kupfernagel, der die Hobby-Sportgruppe ins Leben gerufen hat.

 

Im Jahr 2016 folgte die Sportabteilung Tischtennis mit ihrer Auflösung, ebenfalls bedingt durch eine Abnahme des Interesses in der Bevölkerung an diesem Sport. Auch eine zuvor mit dem TSV 1885 Edersleben e.V. initiierte Spielgemeinschaft konnte dies nicht verhindern.

 

Den nächsten beträchtlichen Mitgliederzuwachs gab es im Oktober 2019. Zu diesem Zeitpunkt schlossen sich 20 rüstige, aber vor allem tanzfreudige Bürger der Gemeinde Wallhausen im Rentenalter zur neuen Sportabteilung Seniorentanz zusammen. Getanzt wurde bereits seit vielen Monaten im unbeschwerten Rahmen im großen Versammlungsraum der Sportgaststätte. Doris Hiep, die neue Leiterin der Sportabteilung, wagte dann schließlich den Anschluss an den Sportverein.

 

Im November 2021 musste der Verein einen herben Rückschlag einstecken. Während der laufenden Saison musste die Fußball-Mannschaft offiziell vom regulären Spielbetrieb abgemeldet werden und der seit geraumer Zeit anhaltende Austritt von Mitgliedern aus der Abteilung Fußall forcierte sich zum Jahresende hin. Über 15 Mitglieder verließen den Verein innerhalb weniger Wochen. Die Gründe hierfür können nur teilweise dargestellt werden. U. a. lag es wahrscheinlich an den ausbleibenden Spiel- und Turniererfolgen sowie an einer Verlagerung der individuellen Interessen weg vom Sport. Gleichzeitig erfährt allerdings die Abteilung Kegeln einen stetigen Zulauf von neuen Mitgliedern, sodass dem Mitgliederschwund entgegengewirkt werden kann.

 

Das Sprichwort "Des einen Glück ist des anderen Leid" traf im Juli 2023 auch auf den SV Wacker Wallhausen e.V. zu. Holger Wenschuh, Vorsitzender des Budokan Wallhausen e.V. kam auf die Vorsitzenden Peter Hofmann und Kay Schmidt zu und stellte die Idee einer Verschmelzung beider Vereine vor. Ursache hierfür war ein Mitgliederschwund sowie die Zunahme der bürokratischen Arbeit, die kleine wie große Vereine betrifft. Der Budokan Wallhausen e.V. existiert seit 2004 und bot in der Vergangenheit insbesondere ein Training zur Selbstverteidigung an. Alle Beteiligten waren sich sofort einig, dass dieses Sportangebot und das Wissen darum nicht verloren gehen darf und somit wurde Peter Hofmann von Seiten der Vorsitzender des Budokan Wallhausen e.V. sowie mit Zustimmung der Mitgliederversammlung vom 16.11.2023 mit der Umsetzung der Vereinsverschmelzung betraut. Die rechtliche Beratung und Erstellung des Verschmelzungsvertrages erfolgte über das Notarbüro Breuer in Sangerhausen. Am 01.03.2024 waren alle Vorbereitungen erledigt und in einer gemeinsamen Mitgliederversammlung des Budokan Wallhausen e.V. und des SV Wacker Wallhausen e.V. wurde die Zustimmung zur Unterzeichnung des Verschmelzungsvertrages von allen Mitgliedern einstimmig erteilt. Daraufhin wurde zum 01.05.2024 die neue Sportabteilung Selbstverteidigung (Budokan) gegründet und 16 Mitglieder fanden ihre neue Heimat im Sportverein. Abteilungsleiter wurde Mario Schmidt.

 

Historisch Betrachtet kann deutlich gesagt werden, dass der Sport in Wallhausen schon immer eine große Bedeutung hatte und auch in der Zukunft einen wichtigen Beitrag im gesellschaftlichen Leben darstellen wird.